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Die "Bewerbung" um die Pfarrei

Die 'Bewerbung' um die Gärtnerpfarrei wird dem Ezbischof vorgetragen
Gedicht 'Die Bewerbung um die Pfarrei'

Leut, ich erzähl euch aus mei'm Leb'm, 
wos sich vor Jahren hot begeb'm.
Bevor ich bin nach Bamberch kumma 
(vielleicht hobt ihr's scho mol vernumma) - 
wor ich Kaplan in Staffelstein dort am schonen Obermain.
Im Amtsblatt vo der Erzdiozes'n, do hob ich domols drin 
geles'n, dass die Wunderburg-Pfarrei in Bamberg zu vergeben sei.
(Geistl. Rat Heckel, wie bekannt, ging damols in den Ruhestand).
Die Wunderburg - war mir bekannt - des is a herrlichs 
Gärtnerland, do wachs'n in Garten und der Flur die
schönsten Früchte der Natur, do schaff'n fleißiche 
Gartnersleut zu jeder Nacht- und Tageszeit.

Und ich, ihr Lieb'm, des derft ihr wiss'n, ich bin a Freund vo den Gemüsen: 
Der Wirsching is mei Leibgericht, auf den bin ich gor sehr erpicht,
und außerdem lieb ich Spinat und Blaukraut, Bori, Feldsalat
und Gurk'n, Rettich und Radies und alle Sorten vo Gemüs
und Bohna, Gelba Rum und Kraut und alles, was ma sonst anbaut,
und Blumakohl und Spargel, Zwiebeln - ich sog's euch, tut mir's net verübeln –
die eß ich für mei Leb'm so gern. Drum wollt bei euch ich Pfarrer wer'n. 
Ich hob mir g'socht: Du, sei net dumm, in Bambereh, do gibt's Kraut un Rub'm, 
Die Wunderburg is die Pfarrei! Und do gehst hie, do meldst dich nei!

Damit die Sach klappt - rnüsst ihr wiss'n - hob ich zum-Domberch schreib’m müss’n.
Ich setz mich on mein Schreibtisch no, fang mei Gesuch zum schreib'n oo:
Herr Erzbischof - so schreib ich nei - ich ersuch um die Pfarrei.
Und zur Begründung schreib ich hin: Weil ich ein Freund des Wirsings bin.

Denn Wirsing ist mein Leibgericht, auf diesen bin ich sehr erpicht,
und außerdem lieb ich Spinat und alle Arten von Salat
und Gurken, Rettich und Radies und alle Sorten von Gemüs
den Lauch und all das gute Kraut, das man in Bamberg-Süd anbaut,
und Spargel, Bori, Obst und Rüben - bitte tun's mir's nicht verübeln.
Herr Erzbischof, aus diesen Gründen mög mein Gesuch Erhörung finden.
Ich bitt' Sie, wenn es möglich sei, leih'n mir die Wunderburg-Pfarrei.
So hob ich an den Bischof g'schrieb'm - ich sog's ganz offen euch, ihr Lieb'm. 
Den Brief schick ich zum Domberg nauf, damit die Sach dann nimmt ihr'n Lauf.

Der Erzbischof und die Prälaten hob'm über meinen Fall beraten.
So a Gesuch hom’s noch nie g'sehn. Sie überleg'n: Wos soll jetzt g'schehn? 
Wos woll'n mir denn mit dem jetzt machen? Dem sei Gesuch is ja zum Lachen. 
Zum Glück wor do im Ordinariat a sehr vernünftiger Prälat.
Und der Prälat zum Bischof secht: Ich kenn die Wunderburg net schlecht, 
do drauß gibt's Wirsching, Kraut und Rub'm und aa a lustig's Publikum. 
Ich rat euch: Schickt den Moo dorthie, dort hot er Kraut und Sellerie.
Zum Wunderburger Volk, do drauß, do schickt ihn hie, dort konn er naus.
Dann hot der Domberg mir geschrieb'm - und ich zitier es euch, ihr Lieb'm:
Sehr geehrter Herr Kaplan! Wir erkennen Ihre Gründe an.
Damit es Ihnen nie gebricht an Wirsing, Ihrem Leibgericht,
im Hinblick auch auf den Spinat und alle Sorten von Salat,
auf Bori, Rettich und Radies und alles sonstige Gemüs
sowie das wunderbare Kraut, das man in Bamberg-Süd anbaut,
im Blick auf Spargel, Zwiebeln, Lauch und all die andern Früchte auch,
besonders auch den Sellerie - verleih'n wir die Pfarrei an Sie.
Des wor die Antwort von dort ob'm, dafür muss ich den Domberch lob'm.
Wer des net glaabt, der soll dorthin, do homn sie's in die Akten drim.

Af die Weis bin ich zu euch kumma. Ihr hobt mich freundlich aufgenumma. 
Etzt konn ichs immer kaum derwart'n, bis drinna in mei'm Pfarrhausgart'n
die nächsten Trümmer Krautsköpf sprieß’n. Die tu ich voller Lust begieß'n, 
und wenn ich seh die ganze Pracht - wos glaabt ihr, wie mei Herz donn lacht. 
Seh ich die Beet mit Kraut und Kohl, do wird es mir ums Herz so wohl.
Beim Anblick vo dem schöna G'mus fühl ich mich wie im Paradies.
Doch jeder wird wohl recht mir geb'm: Vom G'müs allaa wil kaaner leb'm.
Drum hob ich außer Wirsching-ess'n aa andre Speis'n n netvergess’n:
Kalbsbraten, Gögerla und Klöß und Schweinebraten, Leberkäs
und Bratwörscht, Knöchla mit viel Kraut die hob ich aa scho oft verdaut,
und Kotlett, Schnitzel und pomm fritt eß ich natürlich aa nuch mit,
Schinken, in Weckla neigezwickt hob ich so zwischendurch verdruckt.
Die Brotzeit is die schönste Zeit, die macht mir immer große Freud,
trink dazu Wunderburger Bier, hob Mahr und Keesmann vor der Tür
und hol mir einfach über d' Straß des gute frische Bier vom Fass.
lch konn do leb'n in Saus und Braus, drum seh ich aa so blendend aus.
Drum tut mit mir die Gläser heb'm: Die ganze Wunderburg soll leb'm!
Es leb' des Wunderburger Bier! Hoch leb'm soll alle Gärtner hier!
Hoch leb'm soll unser schöna Stadt, die solche fleißichen Gärtner hat,
hoch soll'n sie leben weit und breit, lang soll'n sie leben jederzeit!.

Pfarrer Heinz Oberle, 1980